Nudge am 05.06.2010

RIAA will Limewire verbieten – geht das?

in Open Source, Philosophisches | Tags: Limewire, P2P, RIAA

Die Medien-Riesen schlagen wieder zu. Trotz steigender Gewinne von Online-MP3-Verkäufen will man sich sein schönes Monopol nicht kaputtmachen lassen. Jahrelang haben die Plattenfirmen um die Anteile in Radios gestritten und Unbekannte aus dem Nichts durch Werbetrommeln über Nacht zu Stars gepusht. Und jetzt kommen diese blöden Endverbraucher, und wollen nur noch den Hit und nicht die anderen 10 langweiligen Songs aus einem Album downloaden. Und womöglich finden diese fiesen Konsumenten auch noch Gefallen daran, die Musik auf mehreren Playern in unterschiedlichen Räumen zu hören! Und dann hören sie sogar zwischendurch unerhört GEMA-freie Musik? Das muss unterbunden werden. Also schnell die Abmahn-Industrie angekurbelt, die uns unerzogenen Hörern endlich zeigt, wo der Pop-Hammer hängt!

Jetzt soll also die Software Limewire verboten werden. Aha. Und wie geht sowas? Limewire ist zunächst eine Software, die ein Protokoll bedient. Dieses Protokoll regelt den Datenaustausch mit der Software anderer Nutzer in einem Peer-to-Peer-Netzwerk (P2P). Das heißt, dass der eigene Rechner ein Knoten in einem Maschengeflecht aus Software-Agenten wird. Über dieses P2P-Netzwerk wird dann ein Dateiaustausch abgewickelt. Es stehen Funktionen zum Suchen, Browsen, Herunterladen und Bereitstellen von Dateien zur Verfügung.Im Falle von Limewire wird das Gnutella-Protokoll genutzt, in letzter Zeit ist auch noch Bittorrent als Protokoll zu Limewire hinzugestoßen. Die P2P-Protokolle selbst werden immer komplexer. So erlauben sie es, Downloads auf mehrere Fremd-Rechner aufzuteilen, intelligentes Routing, Ring-Strukturen aus schnellen und langsamen Maschinen oder auch Verschlüsselung.

Aus Sicht der RIAA wird darüber wohl zuviel kommerzielle Musik illegal getauscht. Neben Software-Lizenzen und ganzen Programmen, Filmen und ISO-Abbildern von CDs oder DVDs. Doch wie kann die RIAA die Software verbieten? Nun, sie könnte die Firmen zerschlagen, die solche P2P-Software entwickelt. Sie könnte die Server polizeilich beschlagnahmen lassen, die zwischen den Nutzern vermittelt. Sie könnte Entwickler vor Gericht ziehen (wobei dazu die rechtliche Grundlage fehlen würde). Womit sie zunächst begannen – wir alle erinnern uns zur Genüge – war die finanzielle Gängelung der Downloader.

Doch ich schätze, dass es nicht gelingen wird, eine Software-Art zu verbieten. Denn selbst wenn dieser konkrete Dienst nicht mehr zur Verfügung stünde – es gäbe andere Clients, die das gleiche Protokoll sprächen, oder weitere Protokolle, die dessen Rolle einnehmen würden. Denn ein Protokoll ist wie ein Gedanke – es lässt sich gar nicht verbieten. Viele der Protokolle oder Programmie liegen sogar als Quellcode frei für jedermann zur Einsicht. Wöllte man hier die Kompilation oder gar das Bearbeiten des Quellcodes verbieten – wo dieser doch als solches kein Werkzeug ist? Ebenso absurd wäre es, Farben zu verbieten (zum Beispiel Magenta :-)).

Diese Art der Programmierung, Peer-to-Peer, wird in Zukunft eher stärker werden. Handys werden unsere Überall-im-Netz-Agenten werden. Sie werden Restaurants in der Nähe finden oder über dezentrale soziale Netzwerke Kontakte und Nachrichten austauschen. Der Mensch wird sich, heute oder morgen, sowieso befreien von den Content-Anbietern. Zum einen, weil die technischen Gegebenheiten geschaffen wurden, dass das Individuum selbst zum Content-Produzenten und -Anbieter wird. Zum anderen, weil diese diversifizierten Inhalte spannender und aktueller sein werden. Youtube beweist es!

Insofern stellt sich für mich nicht die Frage, OB, sondern nur, WANN es soweit sein wird. Die Klagen der Medien-Industrie verhelfen diesem Trend nur zu einer weiteren Entwicklungsstufe: Wenn es strikter verboten wird, kommerzielle Musik kostenfrei (und damit zur Zeit illegal) zu genießen, wird der Nichtzahler sich Alternativen suchen. Schon heute ist dafür ein riesiges  Angebot vorhanden. Es ist inzwischen genauso lustig, schräge Karaoke-Videos des Nachbarn statt einen Actionfilm aus Hollywood zu sehen, dessen Drehbuch man mittlerweile voraussagen kann. Und dieses Angebot wird zunehmen. Es wird geradezu explodieren.

Analog verhält es sich meiner Meinung nach bei Windows. Ich bin ganz stark dafür, dass Microsoft seine Produkte und Patente richtig durchklagt. 🙂 Oder von anderen Patenttrollen in die Mangel genommen wird. Eine bessere Werbung für Linux, freie Software im allgemeinen und die Abschaffung von Software-Patenten gibt es doch gar nicht!


Das mark ich mir: Alltagz Mr Wong Yigg Del.icio.us Yahoo MyWeb Blinklist Google folkd
 

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