Windows ist ungesund
in Tipp | Tags: Gesundheit, Haltung, Laptop, Linux, Maushand, Rücken, Schmerzen, Tastatur, WindowsBildschirmarbeit ist doch ätzend. Neben den Augen werden auch Hände, Handgelenke, Unterarmsehnen und der Rücken arg in Mitleidenschaft gezogen. Jeder kennt zwar diese platten Tipps von Krankenkassenmagazinen, man solle sich regelmäßig bewegen, den Rücken durchstrecken oder gar Dehnübungen im Büro machen. Doch eine echte Programmieraufgabe erfordert halt, sich ganz tief in das Problem hinein zu versetzen und so in einen “Zustand des Fließens” zu gelangen. Da ist man schnell für eine ganze Stunde unansprechbar, der Körper sitzt extrem unbeweglich vor der Tastatur verankert. Und wenn man auch mal Zeit hat Luft zu holen – Gymnastik neben dem Kollegen macht aber nicht jeder gern. Zunächst wird man erst einmal Tisch und Stuhl in die bestmögliche Position bringen, um die Belastungen zu minimieren.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Laptop habe ich mir Bücher unter den Rechner gelegt, damit ich den Kopf nicht immer auf Höhe des Displays senken muss. Daneben besorgte ich mir eine besonders leicht laufende USB-Tastatur, die ich direkt am Rand des Schreibtischs zum Körper platziert habe. Ich merkte sofort, wie viel weniger Belastung nun auf meinen Schultern liegt. Nun kann ich länger “fließen”, ohne meinen Körper zu schinden. 🙂
Abgesehen von dieser “Grundbelastung” durch die Arbeit am Computer scheint aber noch ein weiterer Punkt ganz wichtig zu sein: Die Maushand. Ich kenne mittlerweile zwei Leute, die ihre Maus zumindest für einige Zeit auf die jeweils andere Handseite gewechselt haben. Damit wollen sie chronischen Rückenschmerzen vorbeugen. Die assymetrische Arbeitsweise legt sich wohl ganz schön auf die Haltung. Wer also viel klickt oder mit GUI’s arbeitet, sollte mal schauen, wie sich der Arm der Maushand bewegt. Liegt die Maus zu weit weg? Muß ich mich strecken, um an sie zu gelangen? Verspannt sich mein Nackenbereich beim Verschieben der Maus?
Mit Linux, und besonders als Programmierer mit Linux, bin ich da ganz glücklich außen vor. Das Tippen in einer Konsole ist relativ nah am früheren Arbeitsmodell mit der guten alten Schreibmaschine. Wenn man zusätzlich mit einem Headset telefoniert, vermeidet man auch die ungesunde Telefonhörer-in-Schulter-klemm-Technik, mit der man Physiologen zur Weißglut bringen könnte.
Unter Windows gibt es allerdings so gut wie keine Gelegenheit, die Maus mal sprichwörtlich links zu lassen. Viele Funktionen von großen Programmen haben (in der deutschen Version) keine Tastatur-Shortcuts, vor allem Kontextmenüs zu Objekten auf der jeweiligen Arbeitsoberfläche fehlt ein tastengestützter Zugang. Die visuelle Bearbeitung ist zunächst sehr intuitiv, doch die schnellste und ergonomischste ist sie oft nicht.
Sicherlich kann man nicht jeden zur Arbeit an der Textzeile verdonnern, das ist klar. Linux strebt auch bei Programmen für Office oder Internet einen GUI-Weg an, und nur wahre Linux-Fans sind mit der Texteingabe glücklich. Selbst wenn man von Windows auf Linux umsteigt, heißt das also noch lange nicht, dass man die Maushand los wird. Klar ist auch: ein “Bild sagt oft mehr als tausend Worte”, und “Wer schreibt, der bleibt” – diese Sprüche kennt jeder. Vor allem in großen Firmen will jeder mit rundgelutschten Präsentationen glänzen und seine Vita aufbessern. Und das “papierlose Büro” tut das seinige dazu.
Aber die Gesundheit sollte doch immer den Vorzug bekommen, damit man auch jenseits der 40 noch Spaß am Arbeiten hat. Allen Leidgeklagten kann daher ich nur anraten, ihre Arbeitsweise genauer unter die Lupe zu nehmen: Was für Programme brauche ich wirklich, um mein Arbeitsergebnis zu erzielen? Wieviel Software ist nötig, was ist zuviel? Reicht ein Telefonat mit einer guten Erklärung, oder muss es immer ein Vortrag mit Powerpoint sein, um jemandem etwas näher zu bringen? Oft wird unsinnigerweise ein dickes Word gestartet, wo es eine einfache Textdatei auch gemacht hätte. So kann man den Mausaufwand wenigstens reduzieren. Und das ist doch auch schon etwas wert.
Da es bei mir keine Rückenprobleme waren, dürftest du mindestens drei Leute kennen 🙂 ich habe das permanent so gelassen, beim Laptop rechts, beim Standrechner links — ist ja auch als Training für die verschiedenen Gehirnhälften gut 😉