Wann kommt IPv6
in Netzwerk | Tags: DNS, IPv4, IPv6, ISP, LAN, NAT, TunnelIch hatte mich bereits mehrere Male mit IPv6 beschäftigt. Zum einen aus rein persönlichem Interesse. Zum anderen, weil es ja immer wieder hieß, “es gehe gleich los”. Doch das war bisher Fehlalarm.
Wann kommt den nun IPv6?
Eigentlich mit dem Ende von IPv4, würde ich meinen. Und da gibts ja verschiedene Angaben. Zum einen sagen die IPv4-Pessimisten, dass IPv4 nur noch wenige Monate reichen soll. Ja, eigentlich sei es ein Wunder, dass überhaupt noch Adressen frei sind. Der Wechsel sei längst überfällig. In Asien gebe ich ihnen sogar recht. Wir als Bewohner Deutschlands, der zweiten Zone – zwar nicht die USA mit 75% aller IPv4-Adressen, aber mit einem gewissen westlichen Dominanzstolz gesegnet – haben da allerdings noch etwas Luft.
Die IPv4-Optimisten sehen das alles nicht so eng. Zwar ist der Raum fast dicht, aber man bräuchte ja letztenendes nur noch wenige öffentliche IPs, der Rest stecke ja sowieso komplett hinter NAT-LANs (lokale Netze mit Network Adress Translation). Die paar IPs werden schon noch ein paar Jahre reichen. Müssen sie vielleicht auch, wenn IPv6 noch weiter auf sich warten lässt.
Jetzt kommt aber so eine US-Regierung und legt einfach fest, dass es ab dem nächsten Jahr nur noch IPv6-fähige Hardware in ihren Reihen geben darf. Eine sinnvolle Maßnahme, allerdings nichts neues. Linux kann seit Jahren IPv6, mein Router ebenfalls. Trotzdem fährt jeder nur IPv4. Warum nur?
IPv6: Das Henne-Ei-Problem
Ganz einfach. Wir stecken fest! In einem handfesten Henne-Ei-Problem. Kein Benutzer wird IPv6 einsetzen, bevor nicht alle Lieblings-URLs darüber bequem erreichbar sind. Kein ISP wird es anbieten, bevor nicht Kunden danach drängen. Kein Server wird auf IPv6 wechseln, bevor nicht wirklich viele Kunden von einem ISP damit versorgt sind. Und keine Firma wird es ohne langjährige Tests einsetzen wollen. Auch, weil NAT nicht wirklich Teil des Standards ist (naja, es gibt Versuche, dies zu standardisieren) – zu gut ist es für den Datenschutz bisher gewesen.
Wie kommen wir nun aus diesem Teufelskreis heraus? Einer muss den Anfang machen, das ist klar. Meine Meinung ist hier: Als Privatperson kann man wenig machen. Okay, man könnte sein LAN mit IPv6 fahren und das Gateway zum IPv4-Tunnel machen. Aber wer macht sich schon solchen Ärger, wenn es nicht sein muss? Das kann man niemandem vernünftig erklären, geschweige denn jemanden dazu motivieren. Die ISP könnten ebensogut anfangen. Doch die haben rein ökonomische Interessen. Mit Motivation kann man da genausowenig kommen. Und die Sitebetreiber will ich auch nicht überreden müssen. Firmen sind
Die Unis müssen ran
Meines Erachtens ist es wieder an der Zeit, das Netz der nächsten Generation dort beginnen zu lassen, wo die jetzige Generation aufwuchs: An den Universitäten. Diese verfügen über einen Bildungs- und Forschungsauftrag und können den Einsatz von IPv6 als Forschungsthema und Herausforderung verstehen. Sie haben die nötige Infrastruktur, um einen flächendeckenden Service zu beginnen. Auch sind die Inhalte von Uni-Sites häufig für deren Studenten und benachbarte Universitäten relevant – dort also, wo sich ein ebenso wechselbereites Publikum findet.
So weit ich weiß, ist die Universität Leipzig ist seit etwa 10 Jahren an diesem Thema dran. Das weiß ich aus dem persönlichen Umfeld. Allerdings beschränkt sich der Transport auf eine kleine Testgruppe, die Uni-internen Inhalte sind weiter auf IPv4. Ich würde mir hier mehr Aktivität wünschen, auch Erfahrungsberichte, auf die andere Organisationen aufbauen können.
Debian als Vorreiter bei IPv6
Debian hat vor einiger Zeit den Standardtransport auf IPv6 gewechselt. Dadurch ist das Auflösen von DNS-Namen über IPv4 extreeeeemst langsam geworden! Wer das als Problem vor kurzem festgestellt hat, sollte in /etc/modprobe.d/aliases folgende Zeile
1 | alias net-pf-10 ipv6 |
alias net-pf-10 ipv6
auf diesen Eintrag ändern (eventuell muss die Zeile auskommentiert werden):
1 | alias net-pf-10 off ipv6 |
alias net-pf-10 off ipv6
Wenn IPv6 dann wirklich mal kommen sollte, kann man es ja wieder reaktivieren. 🙂
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